Funktionaloptometrie
Die Funktionaloptometrie beschäftigt sich mit den Zusammenhängen des Sehens; den entsprechenden Sehfunktion und der Sinnesverarbeitung. Sie ist eine Spezialisierung der Augenoptik/Optometrie. Diese Weiterbildung baut auf den Augenoptiker-Meister oder ein Studium der Optometrie auf.
Sehen muss man lernen - Sehen ist Erfahrung
Bei der Geburt ist unser Sehen noch nicht vollständig entwickelt. Wir müssen das Sehen erst im Laufe der ersten Lebensjahre erlernen. Die Augen liefern Informationen, die im visuellen Cortex und assoziierten Bereichen verarbeitet werden. Jede Information wird mit unserer Erfahrung verglichen und neu bewertet. Das geschieht unter Mitwirkung aller Sinne. Die Basis der Sehentwicklung sind Gleichgewicht und Tiefensensibilität (Kinästhetik und Propriozeption) in Verbindung mit dem Tastsinn. Das Krabbeln und die Physiologische Aufrichtung.Des Weiteren haben Sprache und Gehör eine entscheidende Bedeutung. So entstehen zahlreiche Verknüpfungen im Gehirn. Wir lernen. Dieses Lernen ist umso effektiver je präziser, eindeutiger und schneller die Informationen unser Gehirn erreichen und sensomotorisch umgesetzt werden können. Das ist wiederum abhängig von unserer visuellen Leistungsfähigkeit. Neben funktionellen Schwächen des Auges und Störungen im Verlauf der allgemeinen Entwicklung können auch emotionale Belastungen zu einer schlechteren Sehverarbeitung führen.
Wichtige Einzelfähigkeiten des Sehens führen zu Vision (optimale Sehverarbeitung)
Gleichgewicht und Bewegung, Haltung – fließende Augenbewegungen und exakte Fixation
Genaues Ausrichten beider Augen auf das angeblickte Objekt – Konvergenz und Divergenz
Das Scharfstellen eines Objekts in unterschiedlichen Entfernungen und das Identifizieren – Akkommodation
Die Sinngeben des Gesehenen unter Einbezug von Sprache und Gehör sowie aller weiteren Sinne– Perzeption
Um Messergebnisse vergleichbar zu machen, wurde an der State University of New York das Optometric Extension Programm (OEP) oder 21-Punkte Messverfahren entwickelt. In 21 Messpunkten und zahlreichen Funktionstests wird die Möglichkeit des Klienten, seinen visuellen Input zu verarbeiten, ermittelt. Dieses Verfahren ist die ursprüngliche Messung. Heute werden auch weitere Verfahren wie die integrative Analyse angewendet.
Im 21-Punkte Messprogramm werden unter anderem die visuellen Reserven der Vergenz und der Akkommodation für Ferne und Nähe gemessen und die Qualität der Augenbewegungen sowie das visuellen Greifens ermittelt. Die Funktionaloptometrie ist somit eine Ergänzung zur klassischen Refraktionsbestimmung und zur pathologischen Abklärung durch einen Facharzt für Augenheilkunde. Da eventuelle Defizite im OEP 21-Punkte Messverfahren ermittelt werden können, können sie auch gezielt verbessert werden.
Im Einzelfall kann eine Brille hilfreich sein, denn die richtig ermittelten Brillengläser können Entlastung schaffen.Reicht aber eine Fern- und/oder eine Nahbrille nicht aus, so können die möglichen Defizite im funktionaloptometrischen Visualtraining „aufgearbeitet“ werden.
Farblichtanwendung nach den Regeln der funktionellen Syntonic-Optometrie unterstützt das Visualtraining.